GV 2020 - Biel

GV 2020 - Exkursion Biel


Rahmenprogramm der GV 2020 in Biel

wobei die GV wegen der Coronapandemie bereits am 27. Juni 2020 schriftlich abgehalten wurde.
 
 
Wir trafen uns um 10Uhr nach einer langen, Coronapandemie bedingten Pause im Kongresshaus Biel. Dort hörten wir uns zwei fundierte und aufschlussreiche Vorträge über dieses interessante und denkmalgeschützte Gebäude an: 
 
- Dr. Salvatore Aprea – Architekt und Direktor des Archivs der modernen Konstruktion an der EPFL – erläuterte uns die Entwicklung des architektonischen Konzepts des Kongresshauses im Rahmen der nationalen und internationalen Architekturgeschichte der 50er und 60er-Jahre.
- Fabian Hürzeler – dipl. Bauing. FH und Geschäftsführer von Mantegani & Wysseier – gab uns einen verteiften Einblick über die aktuellsten Instsandsetzungsarbeiten.
 
Die Geschichte des Kongresszentrum Biel-Bienne steht stellvertretend für den Traum der Stadt Biel/Bienne, zu einem Wahrzeichen der internationalen Moderne in der Schweiz zu werden. Es ist ein Traum, der bis in die 1920er Jahre zurückreicht, als Guido Müller Bürgermeister wurde und dann für etwa ein Vierteljahrhundert die Stadtverwaltung leitete. Während in der Zwischenkriegszeit der deutsche Funktionalismus der Hauptbezugspunkt für mehrere Projekte gewesen war, hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Architektur und Stadtplanung der amerikanischen Städte mit monumentalem Charakter durchgesetzt. Auch der Palais des Congrès zeigt ein klares Streben nach Monumentalität. Aber dieses Gebäude ist vor allem wegen der komplexen Entwicklung seines Projekts interessant. Der Bieler Architekt Max Schlup hat es zwischen 1955 und Anfang der 60er Jahre entworfen. Dabei präsentiert die etappenweise Entwicklung eine Reihe von Variationen, die den Übergang von der Architektur der 50er Jahre – inspiriert durch das Streben nach technischer und ästhetischer Perfektion in der Linie von Mies van der Rohe – zu den Tendenzen der 60er Jahre markieren. Dabei wird veranschaulicht, wie mit der Materialität der Betonoberflächen, der Erhöhung der Massen und einer verstärkten formalen Forschung bei der Definition von Dächern experimentiert wurde.
 
Das beeindruckende Hängedach und die Konstruktion des Hochhauses waren zur Zeit des Baus ungewöhnlich und mussten von den Ingenieuren erst entwickelt werden. Kürzlich wurde das denkmalgeschützte Gebäude von Mantegani & Wysseier instandgesetzt. Zusammen mit den verantwortlichen der Stadt wurden Prioritätslisten erstellt, um den Erhalt des Gebäudes zu gewährleisten. Die Basis dafür bildet die Zustandsuntersuchung von 2013. Dass dadruch ein stark instandsetzungsbedürftiges Haus erneuert und damit ein wertvolles Denkmal erhalten bleiben kann, ist letztlich auch dem verantwortungsbewussten Umgang der am Bau Beteiligten zu verdanken.
 
Im Anschluss der Vorträge durften wir das bemerkenswerte Gebäude in einem Rundgang besichtigen und erhaschten manchen Einblick, der der Öffentlichkeit normalerweise verborgen bleibt.

Nach dem Mittagessen im Restaurant Rotonde spazierten wir zu einem Güterschuppen der SBB – an der Schwanengasse gelegen. Dort besichtigten wir die historische Holzkonstruktion der Halle und liessen uns von Dr. Ekatarina Nozhova - Architektin und Bauberaterin der Fachstelle für Denkmalpflege SBB - und Thomas Rimer - Projektleiter Tragwerksplanung bei Pirmin Jung – die Geschichte, Bauweise und Konstruktion des Holztragwerks erklären. Es handelt sich bei den Tragelementenum frühe Brettschichtholzträger, die nach dem Patent Hetzer (1906) erstellt wurden. Die mit einem ausladenden Satteldach bedeckte Lagerhalle erhebt sich eingeschossig über einem langgezogenen, rechteckigen Grundriss. Das 450 m weit erstreckende Ensemble besteht aus drei Teilen:

- Der Güterschuppen-Kernbau von 1914, mit einer Binderkonstruktion nach dem System Hetzer. 26 Joche, die angeblich von der Landesausstellung in Bern 1914 nach Biel transloziert wurden, spannen über einen Grundriss von etwa 18 m x 117 m.
- Der nordöstliche Lagerhallenanbau von 1914 mit einem etwa 18 m x 66 m grossen Grundriss, über den 16 Joche spannen. Im Inneren öffnet sich ein grosser und weitläufiger Raum mit einer mittleren Reihe schlanker Stützen und einem offenen, mehrfach ausgesteiften Dachstuhl, der zwischen einzelnen Stützen als Hängewerk ausgebildet ist.
- Die nordöstliche Verladerampe mit einer Überdachung von 1914, die einen Grundriss von 17 m x 150 m aufweist und aus 33 Jochen besteht.
Die komplexen Dachkonstruktionen sind beeindruckende Zeugen damaliger Zimmermannskunst.
 
Ein Einblick hinter die Kulissen dieser beiden kontrastreichen Gebäude in Biel hat sich in jedem Fall gelohnt.
 
26. September 2020
 
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