GV 2015 - Fribourg

L’art de l’ingénierie à Fribourg


Die diesjährige Generalversammlung führte uns nach Fribourg an die altehrwürdige Universität Miséricorde an der Avenue de l'Europe 20.

Besichtigung Universität Miséricorde

Am Freitag Abend besichtigten wir unter der Leitung von Prof. Dr. Eugen Brühwiler und Prof. Christoph Allenspach, in Fribourg lebender Kunsthistoriker und Professor an der Hochschule für Gestaltung in Zürich, das Gelände und die Räumlichkeiten der Miséricorde. Christoph Allenspach und Eugen Brühwiler referierten über die Geschichte, die Architektur und die Tragkonstruktion der von 1937 bis 1941 erbauten Anlage. Architekten waren Denis Honegger und Fernand Dumas, als Ingenieure wirkten Alexandre Sarrasin, Henri Gicot, Beda Hefti und Jean Barras mit. Die Miséricorde ist eine eigenwillige Betonarchitektur in der Perret-Tradition; sie ist eines der bedeutendsten Gebäude der Schweiz aus jener Zeit, das Themen wie Moderne und Monumentalität, architektonischer Ausdruck und Tragwerk reflektiert. Die Planenden setzten sich ausserdem intensiv mit der Erscheinungsform von Beton auseinander. Die Miséricorde demonstriert eine Fülle möglicher Anwendungen und Behandlungen von filigranem vorfabriziertem Kunststein bis zu körnigem an Ort gegossenem Sichtbeton als Material der Tragkonstruktion. Vor allem die Aula beeindruckte die Anwesenden mit ihrer Atmosphäre, ihrer Architektur und ihrer Tragkonstruktion. Sie sorgte allerdings auch für kontroverse Diskussionen dieser auch durch markante Brüche geprägten Architektur.

Während des Nachtessens im Café-Restaurant de la Clef mit einem panorama unique sur la Cathédrale St-Nicolas, la vieille ville et le pont historique de Saint-Jean (Baujahr 1746), liessen wir unseren Eindrücken Revue passieren. Christoph Allenspach verteilte noch ein schmuckes und überaus wertvolles Büchlein über die Bücken von Fribourg ("Die Brücken Freiburgs - Stolz unserer Vorfahren"; brennpunkt region, Nr. 18/Dez. 1986). Es sollte dazu beitragen, dass die Brücken in Zukunft nicht mehr aus Unkenntnis und mangelndem Verständnis für unser historisches Erbe simplen Nützlichkeits- und Rentabilitätsdenken geopfert werden. Wenn man es gelesen hat, erfüllt es seine verdienstvolle Funktion noch heute.

GV im Vorlesungssaal der Miséricorde

Am Samstag Vormittag hielt die Gesellschaft ihre jährliche Generalversammlung. Sie fand im Vorlesungssaal Nr. 3115 der Miséricorde statt - in einem der drei wie Rucksäcke markant auskragenden Säle am Universitätsflügel gegen die Innenstadt.

Im Anschluss an den offiziellen Teil führten uns Christoph Allenspach, Eugen Brühwiler und Jürg Conzett in das Thema "Brücken in Fribourg" ein. Schliesslich ist die Stadt Fribourg eine Stadt der Brücken und der Brückenwettbewerbe. Es ist interessant, in Fribourg die unterschiedlichen Werthaltungen gegenüber Brücken nachzuvollziehen. Die Siedlungsstruktur und die Topografie dieser Stadt waren und sind ideal für Diskussionen über Brücken als technische Pionierleistungen und Brücken als Teile eines städtebaulichen Gefüges. Entsprechend finden sich in Fribourg Brücken mit rekordhaltigen Spannweiten - der frühere Grand Pont von Joseph Chaley und die neue Poyabrücke (von Gorgé, Vaucher, Houriet mit Brugger & Clément & Collaud, Zwahlen & Mayr sowie Schneider & Chablais) neben Brücken "in der Art klassischer römischer Talübergänge" (Zähringerbrücke, Pont de Pérolles). Vielschichtig im wörtlichen Sinn ist der Viaduc de Grandfey: Ursprünglich eine viel beachtete engmaschige Fachwerkkonstruktion auf hohen eisernen Pfeilern ist sie heute eine der wenigen Grossbrücken im Melan-System (Betonbogen mit steifer Bewehrung). Sie ist ein Musterbeispiel für die schöpferische Leistung in einer Transformation und Überformung (Ing. Adolf Bühler).

Reichhaltig ist in Fribourg aber auch die Reihe nicht gebauter Brückenprojekte, darunter Guillaume-H. Dufours eleganter zweifeldrig unterspannter Entwurf für den Grand Pont und Robert Maillarts grosser Bogen für die Pérolles-Brücke. Conzett zeigte dabei auf, wie schwirig es in Fribourg zu sein scheint, den Konflikt zwischen Tal und Fluss in einem Projekt zu meistern.

Besichtigung ausgewählter Brücken Fribourgs

Die kontradiktorische Diskussion zur Poyabrücke als neuestes Element der Fribourger Brückenlandschaft leitete in das Nachmittagsprogramm ein, das nach dem Mittagessen stattfand. Die Carrundreise führte uns denn auch zu ausgewählten Brücken Fribourgs, insbesondere der Poyabrücke.

6. Juli 2015


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