GV 2014 - Mühleberg

Ingenieurbaukunst am Wasser


Die Generalversammlung fand im Berner Aarberg im Seeland statt; im Hotel Krone mitten in der Altstadt vor dem Marktplatz.

Vortrag von Georg Kreis

Am Freitag Abend referierte Prof. Dr. Georg Kreis im Anschluss der GV "Zur Geschichte der Kernkraftwerke in der Schweiz". Er verfasste für die Gesellschaft einen Überblick zu einer - wie er anfänglich sagte - "enorm komplexen Sache, bei dem der allgemein gebildete Historiker schnell an seine Grenzen kommt und Leute hier im Saal wahrscheinlich besser draus kommen. Also eine etwas heikle Situation. Aber das vielleicht spannende Experiment, könnte für Sie darin bestehen, was einer, der über AKW oder KKWs überhaupt nichts versteht, erzählt, wenn er über diese Institutionen redet." Es folgte denn auch ein aufschlussreicher Vortrag des emeritierten Professors für Neuere Allgemeine Geschichte und Schweizer Geschichte am Historischsten Seminar der Universität Basel. Es war ein Einblick in die Geschichte des Angebots, der Nachfrage, der Wechselwirkungen von Angebot und Nachfrage, auch der Verschiebung in der Bedeutunggebung von verschiedenen Energieträgern. "Alles in allem eine Wachstumsgeschichte, die sich auf Grafiken leicht abbilden lassen." wie er selber meint.

Vortrag von Jürg Ragettli

Am nächsten Tag eröffnete Jürg Ragettli das Rahmenprogramm der GV 2014 mit einem Vortrag zu "Kraftwerkbauten und Betonarchitektur". Er ist Stadtarchitekt von Buchs, langjähriger Präsident des Bündner Heimatschutzes und gegenwärtig an seiner Dissertation zur Entstehung der schweizerischen Wasserkraftwerke tätig. Mit einem weit gespannten roten Faden stellte er das Kraftwerk Mühleberg in einen architektur-geschichtlichen Bezug zu anderen Schweizer Kraftwerken. Der Vortrag war fesselnd und vor allem auch sehenswert. Bilder und Texte zu diesem Thema sind hoffentlich bald in einer Publikation zu seiner Forschungsarbeit zu sehen - bis dahin bleiben die exklusiven Eindrücke den Anwesenden vorbehalten.

Ragettli schloss mit den Worten: "Wenn man das Kraftwerk für sich anschaut, ist es ein Zeitdokument von 1920. Wenn man das Bauwerk im Gesamtzusammenhang anschaut, dann ist vor allem der Zustand von vor zehn Jahre ein Denkmal von ausserordentlichem Wert."

Im Anschluss dieses Vortrags fuhren wir mit dem Bus zum Wasserkraftwerk Mühleberg und liessen uns durch die Anlage führen und uns von diesem historischen Bau von 1920 beeindrucken.

Ausflug zum Wasserkraftwerk Mühleberg

Das 1920 erbaute Wasserkraftwerk Mühleberg nutzt die Gewässer der Aare, die der Damm am Wohlensee staut. Das vom polnischen Ingenieur Gabriel Narutowicz projektierte Kraftwerk zählte zur Zeit seiner Errichtung zu den grössten und modernsten Elektrizitätswerken in Europa. Dank des 12 km langen Stausees mit einem Speicherinhalt von 10 Mio m3 kann das Kraftwerk auch in den Wintermonaten voll ausgelastet werden. Die Produktion konnte aufgrund von laufenden technischen Neuerungen von den anfänglichen 100 GWh auf aktuelle 155 GWh bei einer installierten Leistung von 45 MW gesteigert werden. Das nur 1.5 km weiter flussabwärts liegende Kernkraftwerk Mühleberg nutzt seit 1972 das Aarewasser als Kühlmittel. Das Kernkraftwerk weist eine Leistung von 373 MW auf und erreichte 2012 eine Produktion von 3117 GWh.

Die Instandsetzungsarbeiten am Wasserkraftwerk wurden kürzlich abgeschlossen. Das Maschinenhaus und das Wehr wurden verstärkt, indem die Fundamentplatte mit 72 18 m langen Grossbohrpfählen mit dem Untergrund verdübelt wurde. Dadurch hat sich die Erdbebensicherheit erhöht.

17. Juni 2014


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