Exkursion Thurbrücken

Exkursion Raritäten an der Thur


Der Besuch bei ausgewählten historischen Brücken an der Thur

Die Exkursion zu «Raritäten über die Thur» begann am Bahnhof in Gossau, wo uns der Buschauffeur mit dem bestellten Postauto abholte. Mit den über 30 Teilnehmenden stiegen auch die Referenten Jürg Conzett als Bauingenieur und Kenner von besonderen Brücken, Cornel Doswald als Historiker und Kenner der Strassenbaugeschichte und Mario Töngi als Abteilungsleiter Kunstbauten des Kantons Thurgau und Kenner der Bauherrenseite mit ins Postauto ein.

Die ganztägige Exkursion reichte von der ältesten bestehenden Strassenbrücke bis zur ersten grossen Spannbetonbrücke der Schweiz, vom engen Thurtal im Oberthurgauer Hügelland bis in die weite Thurebene des Mittelthurgaus mit ihren langgestreckten Brückenschlägen, vom strategischen Vorposten des Bischofs von Konstanz in Bischofszell bis zur vielfältigen Brückenlandschaft bei Eschikofen, wo seit der Römerzeit zahlreiche Brücken die Hauptverbindung Winterthur-Romanshorn über die Thur führen.

Die Mauerwerksbrücke von Bischofszell, erbaut 1479-87, entstand in einer Zeit, als der Bau einer Steinbogenbrücke eine ausserordentliche Bauaufgabe war, die sich in der Schweiz nur bedeutende Städte wie Freiburg, Bern, Schaffhausen und Basel leisten konnten. Von 2000 bis 2005 wurde die Brücke instandgesetzt. Vor allem die feuchten Winter, das Nasswerden und wieder Trocknen setzten dem Mauerwerk zu. Besonders gefährdet war die noch verbleibende Originalsubstanz aus Sandstein. Die Eingriffe erfolgten möglichst substanzschonend, unter Berücksichtigung der technischen und denkmalpflegerischen Erfordernisse.

Ebenfalls instandgesetzt wurde die alte Thurbrücke Eschikofen von 1835-37; eine gedeckte Holzbrücke, die später sukzessive verlängert wurde und in verschiedenen Etappen zwei langgestreckte Vorlandbrücken aus Stahlfachwerk erhielt; die älteste von 1885 ist ein über drei Felder durchlaufendes Rautenfachwerk mit zweifachem Strebenzug und eisernen Stützen, die neuere von 1911 ist eine Folge einfacher Balken mit für diese Zeit typischen statisch bestimmten Fachwerken. Hier an diesem Haltepunkt der Exkursion kamen die vielschichtig interessanten Aspekte der drei Referenten besonders zum Ausdruck; die verkehrsgeschichtlichen Hintergründe erzählt von Cornel Doswald, die projektspezifischen Informationen erläutert von Jürg Conzett und die Sicht der Bauherrschaft vorgetragen von Mario Töngi.

Fünf weitere Stahlbauten sind Zeugen des Eisenbahnzeitalters; die Sorntalbrücke Niederbüren von 1876 gehört zu den ältesten in Betrieb stehenden schweizerischen Eisenbahnbrücken, während die mächtige Thurbrücke Eschikofen-Müllheim im Jahr 1902 die hölzerne Bahnbrücke von 1855 ersetzte. Unter diesen Brücken stechen weiter drei Fussgängerstege hervor, die als konstruktive Raritäten anzusehen sind, nämlich der Thursteg Halden, ein dreifeldrig durchlaufender Fachwerkträger mit geschwungenem Obergurt als Zeugin für das Streben nach lieblichen Formen anfangs des 20. Jahrhunderts, die strenger geformte Thurbrücke Schönenberg-Faarhus (sog. «Buhwiler Steg») mit eigenwillig ausgebildeten Auflagern und die lange und erstaunlich schmale Hängebrücke von Bussnang. Schliesslich sind auch die Folgen der Massenmotorisierung und der das 20. Jahrhundert dominierende Betonbau mit Emil Schubigers eleganter Spannbetonbrücke Eschikofen von 1954 präsent.

Alle Brücken haben wir besichtigt und im Austausch diskutiert. Einzig für die Hängebrücke Bussnang reicht die Zeit leider nicht mehr. Gerne verlinken wir hier zumindest auf einen lesenswerten Artikel von Rudolf Schlaginhaufen zu diesem bemerkenswerten Bauwerk:


Es war ein Tag, an dem wir der Thur zwar nur über die kurze Distanz von rund 22 km Luftlinie folgten, während der wir aber einen weiten Bogen - historisch, verkehrspolitisch und baugeschichtlich - mit gehaltvollen Gesprächen und wertvollem Austausch schlagen konnten.

 

24. September 2022

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